Am Freitagnachmittag begrüßten Aktive des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) die drei Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters von Schwalmstadt sowie zahlreiche interessierte Bürger*innen auf dem Haaße-Hügel in Treysa. Wie schon im Vorfeld der letzten beiden Bürgermeisterwahlen hatte die Sprecherin der ADFC-Ortsgruppe, Susanne Molis-Klippert, auch diesmal zu einer sogenannten „ADFC-Neubürger(meister)-Radtour“ eingeladen.
Ulrich Wüstenhagen, der bis zum Frühjahr 2021, das Ehrenamt des Radverkehrsbeauftragten der Stadt bekleidet hatte, führte die etwa 25-köpfige Gruppe mit den Kandidaten Tobias Kreuter, Stefan Prinz und Stefan Pinhard auf einer zweistündigen Runde durch die Ortsteile Treysa, Ascherode, Ziegenhain und Niedergrenzebach. An ausgewählten Punkten, an denen nach Ansicht des ADFC die Defizite beim Thema Radverkehr in Schwalmstadt besonders deutlich sichtbar sind, gab es Zwischenstopps mit Erläuterungen zur Situation und zu möglichen Maßnahmen.
Besondere Schwerpunkte der diesjährigen Tour bildeten Unfallorte, an denen Radfahrende in der Vergangenheit durch Unachtsamkeit von Kraftfahrzeuglenkern schwer verletzt oder gar getötet wurden. Als Initiator der neu einberufenen „Task Force VISION ZERO“ für die Nahmobilität in Schwalmstadt , die sich zum Ziel gesetzt hat, dass im Verkehr keine Menschen verletzt werden oder sterben, zeigte Ulrich Wüstenhagen vor Ort auf, dass auch mehrere kleine, wenig aufwändige Maßnahmen in Summe Lösungen ermöglichen, bei denen Fehler einzelner Verkehrsteilnehmer weniger wahrscheinlich werden beziehungsweise nicht zu solch fatalen Folgen führen.
Die Routenführung orientierte sich bewusst weniger an den touristischen Radwegen, als vielmehr an Hauptrouten des Alltagradverkehrs. Schon auf dem Weg nach Ziegenhain, aber auch beim Durchfahren der historischen Wasserfestung, erlebten die Kandidaten im wahrsten Sinne des Wortes „hautnah“, wie wenig attraktiv es derzeit noch ist, dort mit dem Rad entlang zu fahren. Einige – zum Glück nur vereinzelte – Kraftfahrzeuglenker überholten die Gruppe ohne Beachtung des vorgeschriebenen Seitenabstands von mindestens 1,50 Meter. Dabei missachteten sie - zum Teil offenbar ganz bewusst – diese inzwischen klar formulierte Regel in der Straßenverkehrsordnung.
Dauerhafte Abhilfe kann hier nach Ansicht des ADFC nur geschaffen werden, wenn es gelingt, den größten Teil des Durchgangsverkehrs auf die dafür vorgesehenen Ortsumgehungen zu verlagern und das (Spitzen-) Geschwindigkeitsniveau des verbleibenden Verkehrs spürbar zu senken. Aber auch die systematische, polizeiliche Kontrolle der seitlichen Überholabstände gegenüber Radfahrenden sei vermutlich unumgänglich, um hier mehr Disziplin und Sicherheit herbeizuführen.
Als die Gruppe in Ortslage Treysa auf der B 454 unterwegs war, hatte sich das motorisierte Verkehrsaufkommen zum Glück bereits deutlich verringert. Dennoch „erfuhren“ die Teilnehmer auch hier unmittelbar, dass es in der gesamten Ortsdurchfahrt an Flächen fehlt, die dem Radverkehr vorbehalten sind, also beispielsweise Schutzstreifen oder Radfahrstreifen. Mit Inbetriebnahme der A49-Anschlussstelle zwischen Florshain und Frankenhain wird sich diese Situation noch einmal verschärfen. Deshalb steht diese Maßnahme ganz oben auf der Prioritätswunschliste des ADFC.
Abschluss auf dem Treysaer Haaßehügel (von links): Ulrich Wüstenhagen, Stefan Prinz, Stefan Pinhard und Tobias Kreuter
Die Rückkehr zum Ausgangspunkt erfolgte auf der im Radverkehrskonzept für Schwalmstadt als „Pendlerroute P2“ benannten Hauptroute, welche an der ehemaligen Hazienda von der B 454 abbiegt und über den Damm des Rückhaltebeckens, durch das Apfelgässchen und die Ascheröder Straße ins Zentrum von Treysa führt. Die Querung der Osttangente erfolgte aus Sicherheitsgründen zu Fuß, das Rad schiebend, auf dem Fußgängerüberweg („Zebrastreifen“). Denn, insbesondere Fahrzeuge, die sich aus östlicher Richtung nähern, kann man an der Querungsstelle bestenfalls hören, jedoch erst in letzter Sekunde sehen, wenn sie mit 50 Stundenkilometern unterwegs sind.
Am Haaße-Hügel gab es ein abschließendes Gespräch mit den Bürgermeisterkandidaten und dem Veranstalter. Alle drei Kandidaten stimmten darin überein, dass diese Tour ihnen viele Aspekte des Radverkehrs eindrücklicher näher gebracht hat, als dies beispielweise in Sitzungen des zuständigen Ausschusses oder des Radverkehrsbeirats möglich wäre. Es herrschte auch weitgehende Einigkeit darüber, dass oftmals mit einfachen, wenig kostspieligen Maßnahmen bedeutende Verbesserungen für die Sicherheit des Radverkehrs erzielt werden könnten und dass die im Radverkehrskonzept priorisierten Maßnahmen Schritt für Schritt im Rahmen der Möglichkeiten realisiert werden sollten.
Ulrich Wüstenhagen bedankte sich im Namen des ADFC herzlich bei Tobias Kreuter, Stefan Prinz und dem amtierenden Bürgermeister, Stefan Pinhard, dass sie sich trotz ihres durch den Wahlkampf angespannten Terminkalenders die Zeit genommen hatten, sich intensiv mit dem Thema „Radverkehr“ auseinanderzusetzen.
Hinweis an Redaktionen
Die folgenden Fotos dürfen im Rahmen der Berichterstattung über diese Veranstaltung frei verwendet werden. Ein Klick öffnet höher aufgelöste Versionen.
Bildunterschrift: Bürgerinnen fordern Verbesserungen an kritischen Verkehrspunkten (von links): Stefan Prinz, Tobias Kreuter, Stefan Pinhard und Ulrich Wüstenhagen
Bildunterschrift: Abschluss auf dem Treysaer Haaßehügel (von links): Ulrich Wüstenhagen, Stefan Prinz, Stefan Pinhard und Tobias Kreuter
Kontakt für Medienvertreter
Susanne Molis-Klippert, Sprecherin der ADFC-Ortsgruppe Schwalmstadt
Mittelbergsweg 4
34613 Schwalmstadt
Telefon: 06691 24650
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Internet: www.adfc-schwalmstadt.de